Es gehört eine ganze Menge Mut dazu, sich einen Ausbildungsplatz zu suchen und eine Ausbildung in einem Handwerksberuf zu beginnen. Von der Schule eher schlecht als recht vorbereitet auf das Leben danach, hört man als Jugendliche_r eigentlich nur, dass jeder unbedingt eine Matura braucht und studieren muss. Sich dann für ein spezifisches Handwerk zu entscheiden, fällt nicht leicht, insbesondere wenn man aus der Schule so gut wie keine praktische Erfahrung mitbringt.

Man bewirbt sich zum ersten Mal und hat keine Ahnung, was einen eigentlich erwartet. Auf der Seite der Betriebe ist die Lage ähnlich verwirrend. Standen früher die Lehrlinge Schlange, um einen guten Ausbildungsplatz zu bekommen, bedeutet die Tatsache, dass man als Ausbildungsbetrieb Bewerbungen kommt, heute nicht mehr, dass man auch Vorstellungsgespräche führen wird, die Jugendlichen tatsächlich erreicht oder dass man sich auf die vereinbarten Termine und Fristen verlassen könnte.

Fragt man Ausbilder_innen und Personalverantwortliche, so klagen viele von Ihnen, dass die Lage so schwierig sei, wie noch nie. Unzuverlässig, an körperliche Arbeit nicht gewohnt und von zu Hause und von Seiten der Schule nur unzureichend auf die Ausbildung vorbereitet seien die Schulabgänger_innen, so in etwa klingen die Klagen derer, die Schulabgänger_innen engagieren, ausbilden und entwickeln sollen. Was kann man also tun in einer solchen Situation?

Die Lage ist verzwickt, aber wir suchen uns die Unterstützung, die wir brauchen, um bestmöglich vorbereitet und aufgestellt zu sein für diese Herausforderung. Bildung und Ausbildung verändert sich bereits heute und wird sich auch in Zukunft drastisch weiter verändern. Neben der handwerklichen Qualifikation unsererseits, holen wir uns Unterstützung aus den für uns relevanten Fachbereichen. Wir arbeiten zusammen mit innovativen Pädagoginnen und holen uns Unterstützung aus der psychosozialen Beratungsarbeit. Wir nehmen das Thema Digitalisierung ernst und helfen den Auszubildenen entsprechende Kompetenzen zu entwickeln und mündig mit digitalen Medien umzugehen, sowohl als Konsument als auch als Produzent von Inhalten. Unsere Seminare und Workshops folgen den aktuellsten Entwicklungen in der innovativen Pädagogik und Didaktik und helfen bei der Entwicklung von Kompetenzen und den so genannten soft skills.

Wir schauen bei unseren Lehrlingen auf das Gesamtbild und beziehen das soziale Umfeld unserer Lehrlinge mit ein. Und schließlich achten wir darauf, dass unsere Lehrlinge fachlich und in Sachen Kommunikation und Persönlichkeitsbildung auf höchstem Niveau geschult werden. Warum ein solcher Aufwand für einen Lehrling fragen Sie sich? Wir sehen dieses besondere Engagement als Investition in unsere Mitarbeiter_innen und unsere Lehrlinge. Engagierte, professionelle und motivierte Mitarbeiter_innen sind alles andere als leicht zu finden, geschweige denn dauerhaft zu binden an ein Unternehmen. Dafür muss nicht nur das Arbeitsklima und das Team stimmen, alle, die Teil des Teams sind, brauchen auch das entsprechend stabile und funktionierende Umfeld und das Knowhow, um sich entsprechend persönlich und professionell entwickeln zu können und zu dürfen. Wenn man solche Mitarbeiter_innen nicht so leicht finden kann, macht es doch Sinn, sie sich eben auszubilden. Deswegen greifen wir auch nicht auf traditionelle Schulungsmethoden zurück. Unsere Lehrlinge werden von Anfang intensiv betreut und wir treten natürlich auch in Kontakt mit dem familiären Umfeld, um dieses besser kennen zu lernen und kurze Kommunikationswege zu pflegen. Wir werden sozusagen „ein Teil der Familie“.

Außerdem sind unsere Seminare und unsere Ausbildungsmaterialien so gestaltet, dass die gelernten Inhalte motiviert und selbständig aufgenommen werden und die Lehrlinge gerne lernen, was es zu wissen und zu können gibt. Sie lernen spielerisch, interaktiv und handlungsorientiert und werden von Anfang an ins Team einbezogen, um sich als selbstwirksam zu erfahren und zu begreifen, dass ihr Arbeitsplatz auch von ihnen mitgestaltet wird. Neben den handwerklichen Qualifikationen, achten wir sehr darauf, dass sie in Sachen schulischem Grundlagenwissen, Persönlichkeitsbildung, Kommunikation und insbesondere den Deutsch- und Englischkenntnissen mehr als nur gut sind, oder sich zumindest mit uns gemeinsam dorthin entwickeln.

Unser unbescheidenes Ziel lautet, Lehrlinge und Mitarbeiter_innen zu haben, um die uns alle anderen beneiden, die uns aber trotzdem treu bleiben, weil sie wissen, dass sie nirgends sonst so in ihrer Kompetenz und Persönlichkeit akzeptiert und gefördert werden wie bei uns. Vielleicht haben Sie jetzt ja selbst Lust bekommen, Lehrling bei uns zu werden? Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen. Und wir versuchen immer, Neugier zu wecken und für das Friseurhandwerk zu begeistern, wahrscheinlich einer der tollsten Berufe, die es gibt.

Kirsten Kunze Friseur, Wien, 26.6.2017